So heftig der politische Rauch war, so schnell ist die Diskussion um die »Neue Unterschicht« wieder verpufft. Einerseits erstaunlich, da sich im Moment die Unruhen in den Vorstadt-Ghettos von Paris jähren. Andererseits vor allem, da es sich »dabei« um eine gesellschaftliche Diskussion handelt, die die westeuropäischen Gesellschaften sicherlich länger verfolgen wird als die Terrorismusdebatte.
Was ist eigentlich »dabei«? Das ist eine – zumindest in der Mediendiskussion – schlecht definierte Größe. Verarmung von Teilen der Gesellschaft? Den Versuch statistisch belastbare Daten zu der Frage zu finden, ob die Armut in der Gesellschaft wirklich zunimmt, habe ich nach einer Stunde Internet ziemlich ergebnislos abgebrochen. Das zu definieren scheint also nicht einfach zu sein. Die beste Beschreibung der gesellschaftlichen Veränderungen in der – ich bin kein Politiker – Unterschicht, die meiner Meinung nach vorgehen, liefert der Artikel »Die neuen Proleten« im Spiegel von Gabor Steingart. Auch wenn es keine quantitative Analyse ist.
Selbst wenn es in keinster Weise mit humanistischem Gedankengut verträglich ist: Ein mindestens genauso wichtiges Ziel wie das »Fordern und Fördern« scheint mir im Interesse der überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft die Vermeidung von Ghettos mit »abgehängtem Präkariat«. Der anfänglich erwähnte Blick nach Frankreich gibt da einen Eindruck davon, wie sich die gesellschaftliche Situation in den armen Verhältnissen entwickeln könnten.