Wert des Automobils

Ich halte mich nicht für einen Spezialisten in Sachen Automobil, aber die Schlagzeile Umweltfreundliche Autos gibt es nicht zum Geiztarif der vdi-Nachrichten vom 14. September, dem 2. Tag der 62. IAA, regt mich doch zum Nachdenken an.

Zunächst fragte ich mich, ob die gefühlte überproportionale Teuerung von Autos tatsächlich real ist. Seltsamerweise wurde ich ausgerechnet bei Automobil Produktion, dem Organ der Autozulieferer, fündig: Nicht ohne Stolz ist da vermerkt, dass die Steigerung der Neuwagenpreise 134 % seit 1983 beträgt, während die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten nur um 51 % stiegen. Das Gefühl stimmt also.

Außerdem ist der begleitende Text der Autoexperten zum Fahrzeugwert wirklich lesenswert: Lieber Prof. Dudenhöffer, ich messe den Wert meines Fahrzeugs nicht am Anschaffungspreis, sondern daran, dass mich das Fahrzeug komfortabel, preisgünstig, umweltfreundlich, schnell und sicher von einem zum anderen Ort bringt. Das kann immer nur ein Kompromiss sein, aber mit Verlaub, bei der Entwicklung des Automarkts sind in den letzten Jahren die Aspekte preisgünstig und umweltfreundlich gegenüber den anderen Punkten deutlich ins Hintertreffen geraten. Oder plakativer: Braucht man wirklich zwei Tonnen Material um 80 kg Lebendgewicht zu bewegen? Oder anders: Wer es schafft, an einem Lenkrad zu kurbeln, der kann auch an einem Fensterheber kurbeln.

Den Beleg, dass es auch anders gehen könnte, liefern — von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen — nicht die etablierten Autofirmen, sondern beispielsweise die kleine Klitsche Loremo. In dieser Kiste stecken mehr Ideen als in einigen konventionellen Autogenerationen. (Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass zwischen dem Bau eines Prototyps und der Serie noch eine ganze Welt steckt.) Ich kann den Leuten dort nur von Herzen Erfolg wünschen, sie haben sich aber mit der deutschen Autoindustrie einen harten Brocken ausgesucht.

Anders ausgedrückt: Umweltfreundlich geht eben doch im Geiztarif!