Windiges Argument

Der Artikel Windkraft auf Abruf in Technology Review betrachtet einen wichtigen Aspekt alternativer Energieversorgung: Schwankungen in der zur Verfügung stehenden Leistung alternativer Energiequellen und deren fehlende Kontrollmöglichkeiten. Er beschreibt kenntnisreich am Beispiel Windkraft, dass die Situation aber keineswegs so hoffnungslos ist, wie sie bei naiver Betrachtung erscheinen könnte. Vorhersagemodelle für die Leistungsschwankungen alternativer Energieträger sind erstaunlich zuverlässig.

Etwas verwunderlich wird es mit dem Beispiel aus Texas, bei dem vermeintlich eine Schwankung der Windkraft im einstelligen Prozentbereich der vorhandenen Leistung das Stromnetz hat zusammenbrechen lassen. Obwohl ich – wen wundert es – den genauen Unfallhergang nicht kenne, finde ich das Argument quantitativ schwer nachvollziehbar.

Endgültig zum Ärgernis mutiert der Artikel aber mit dem Satz »Um Flauten vorzubeugen, müssen konventionelle Kraftwerke aber als Backup dienen«. Dass es auch anders geht, beweist das Institut für solare Energieversorgungstechnik in Kassel und dessen beteiligte Unternehmen (vdi-nachrichten vom 19.10.2007). Ein Netzwerk kleinerer Kraftwerke mit regenerativen Energieträgern ermöglicht stabile Energieversorgung ohne Kohlendioxidemissionen.

Dass die bisherigen Energieversorger bei einem Umstieg von Großkraftwerken zu Netzwerken von »regenerativen« Kleinkraftwerken an Einfluss verlieren werden, ist nahe liegend. Dass ihnen jedes Argument recht ist, am bestehenden System festzuhalten auch. Von einem »Independent Journalist« würde ich aber mehr Unabhängigkeit im Denken erwarten. Zu welchen Leistungen gut organisierte Netzwerke bei der Verbreitung von Information in der Lage sind, beweist das Internet. Warum sollte das nicht auch für Energie möglich sein? Etwas mehr Fantasie bitte, Herr Fairley!