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Stuttgart 19

Stuttgart ist von Heilbronn nicht so weit weg, dass mich die Diskussion um das Mammut-Bauprojekt Stuttgart 21 ganz kalt ließe, aber weit genug, dass ich die »Streithähne« aus der Distanz beobachten kann. Der Spiegel fasst aus dem heutigen Anlass der ersten Gespräche unter Aufsicht des Schlichters Heiner Geißler die verfahrene Situation griffiger zusammen, als das bei Wikipedia der Fall ist.

Dass die Stuttgarter Stadtplaner wie auch die Planer der Bahn bei Stuttgart 21 ins Schwärmen geraten, ist durchaus nachvollziehbar — vor allem, wenn man sich die Bilder der Spiegel-Artikels ansieht. Der Geldbeutel aller Beteiligten spricht aber eher für Kopfbahnhof 21 — sofern dieses Konzept wirklich günstiger ist. Bei letzterem kann ich nachvollziehen, dass man erst kontrollieren sollte, was aus dem bestehenden zu machen ist, bevor man ganz von vorne anfängt.

Nach meinem Dafürhalten haben ein paar Visionäre eher »Stuttgart 19« kreiert. Mit den Methoden des 19. Jahrhunderts — die hohen Herren entscheiden, was zu tun ist — werden moderne Verkehrsprobleme angegangen. Oder anders gefragt: Braucht man eigentlich einen achtgleisigen unterirdischen Durchgangsbahnhof für jede Stunde einen ICE, TGV, oder wie sie alle heißen? Oder würde ein kleinerer Durchgangsbahnhof nicht auch die Magistrale für Europa realisieren, und man erhält zunächst den Kopfbahnhof in kleinerer Form für den Nahverkehr? Sind die Konzepte wirklich so disjunkt, wie einem die Presse immer glauben machen möchte — übrigens auch der zitierte Spiegel-Artikel. Dass man andererseits an der Anbindung des Flughafens an den Hauptbahnhof etwas verbessern muss, ist jedem klar, der mit der S-Bahn die Strecke einmal zurückgelegt hat. Und die Zugverbindung Stuttgart-Ulm ist einfach nur »unterirdisch«, obwohl sie jetzt noch überirdisch ist.

Aus der Distanz ist allen Beteiligten zu Pragmatismus und konsequenter »Salamitaktik« — also dort nachzubessern, wo es erforderlich ist — zu raten. Klar, die Vision »Stuttgart 21« ist damit Vergangenheit, aber überzogene Polizeieinsätze, Verfahrenstricks, seltsame Rechenkünste beider Parteien und absurde Prozesse zum Juchtenkäfer auch. Und wer vermisst das schon? Letztendlich zählt für mich die Reisezeit von Heilbronn zum Flughafen Stuttgart: und die spricht derzeit für das Auto, zumindest wenn ich nicht gerade in den Urlaub möchte.

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