Den deutschen Datenschützern ist der lockere Umgang sozialer Netzwerke – allen voran Facebook – mit den Daten ihrer Nutzer zunehmend ein Dorn im Auge, wie Golem berichtet. Zu diesem Bericht im wahrsten Wortsinn am Rande bemerkt: Im Artikel wird davon gesprochen, dass Social Plugins mit den deutschen und europäischen Vorstellungen von Datenschutz nicht vereinbar sind, und in der rechten Randspalte befinden sich die entsprechenden Buttons. Wenn mir auch die Vorstellung der Datenschützer im Grundsatz etwas weit gehen – wie soll ich da überhaupt noch fremde Inhalte einbetten können –, erscheint es mir richtig, dass gehandelt werden muss.
Auch auf Golem wirbt Facebook in Person von Chris Cox – smart und mit dem Talent ausgestattet einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen zu können, ganz im Gegensatz zum grimmig dreinblickenden Datenschützer Thilo Weichert auf obiger Golemseite – für seine neue Oberfläche »Timeline«. Dabei fällt im Zusammenhang mit der Umstellung des Nutzerprofils auf Timeline der bemerkenswerte Satz: »And there is a lot of stuff there, that you didn't even realize or remember that it was there.« Genau da ist das Problem. Solange dieses besteht, bleibt diese Seite Facebookfreie Zone. Nik Cubrilovic bemerkt völlig zurecht, dass der Schutz der Privatsphäre im Internet heute in einem Zustand ist, wie die Computersicherheit vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren. Früher hatte ein Tagebuch ein Schloss, damit es nicht alle lesen konnten, heute wird es im Internet veröffentlicht. Seltsame Welt…
Lässt sich gegen die Datensammelwut sozialer Netzwerke überhaupt etwas unternehmen? Einen technischen Ansatz versucht zum Beispiel das Projekt Diaspora (Wikipedia, Übersicht über andere Ansätze). Ich würde mich aber fast dem Urteil der Kritiker anschließen wollen: Technisch nicht lösbar. Andererseits könnte ich mir aber ein soziales Netzwerk mit zentraler Datenbank vorstellen, das ein eher »menschenähnliches Gedächtnis« hat, bei dem also Daten ein Verfallsdatum haben oder vom Mitglied wirklich gelöscht werden können, außer sie werden als Erinnerung gekennzeichnet. Da man das Computern nicht so leicht wird »einhauchen« können, müsste es von einer unabhängigen Institution kontrolliert werden. Allerdings entfällt dann das bisherige Geschäftsmodell sozialer Netzwerke, und Mitglieder müssten womöglich für deren Leistung Geld bezahlen wie heutzutage auch für Telefon- und Internetzugang. Was wäre daran aber so verkehrt…
Außerdem würde ich mit dem Begriff »Freund« weit weniger inflationär umgehen wollen als das in sozialen Netzwerken geschieht. Ich habe schon Mühe einen Freundeskreis aus wenigen Personen zu pflegen, und halte es daher für ausgeschlossen, tausende von »Freunden« zu haben. Freundschaften entstehen nicht durch Knopfdruck auf einer Seite, sondern wachsen vom Bekannten zu einem Freund über die Zeit. Wie soll man das auf virtuelle soziale Netzwerke übertragen? Keine Ahnung.
In dem Sinne: Facebookfreie Zone bis auf weiteres!
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