Vor Kurzem beschäftigte ich mich mit der Mobilität der Zukunft, jetzt mal mit der der Gegenwart. Seit fast vier Jahren fahren wir nun einen Toyota Auris Hybrid, und ich bin bei Spritmonitor tapfer am Notieren der Verbräuche. Kürzlich sortierte ich meinen Verbrauch in den dortigen Mittelwert über 371 Fahrzeuge aus den Jahren 2014 bis 2018 ein mit mindestens 10000km Fahrleistung und E10 als Sprit. Das verglich ich mit dem von VW Golf im selben Zeitraum und im Leistungsbereich von 90kW bis 140kW bei gleicher Mindestfahrleistung und gleichem Sprit (272 Fahrzeuge).
Das Ergebnis ist erfreulich und traurig zugleich: Ein Golf mit vergleichbarer Ausstattung benötigt 22% mehr Sprit, das Konzept des Hybridfahrzeugs geht also auf. Traurig sind aber die absoluten Zahlen:
Trotzdem: Stellten wir uns mal vor, es wäre anders herum (20% Gewichtszunahme und 50% Verbrauch), wären die 6,66l etwa 4l, und die 5,70l etwa 3,4l. Was könnte damit Energie und heiße Luft in der Klimadebatte gespart werden…
Am vergangenen Montagmorgen innerhalb von kürzester Zeit von zwei Highlights für deutsche Straßen und Autobahnen erfahren:
Beides wird auf seine Art zur Reduzierung des Pro-Kopf-Energieverbrauchs in Deutschland und damit zum Klimaschutz, und überhaupt zur Schonung natürlicher Ressourcen beitragen, da habe ich keinen Zweifel…
»Die Mobilität der Zukunft spielt nicht nur eine wichtige Rolle in der Stadtausstellung, sondern auch auf dem gesamten Gelände.« Das Zitat stammt von den Seiten der BUGA 2019, der aktuell laufenden Garten- und Stadtausstellung in Heilbronn, die – wie ich finde – sehr gut gelungen ist. Ergänzend noch ein paar technische Daten von der Internetseite von Audi zur »Mobilität der Zukunft« e-tron: 158kW Nenndauerleistung, 2,5t schwer, 5m lang, 2m breit und 1,6m hoch, in der Grundausstattung 80T€ teuer. Und das, um ein oder zwei Personen, also vielleicht 150kg, über verstopfte Autobahnen und durch ebenso verstopfte Städte zu bewegen.
»Mobilität der Zukunft«? Darüber kann man wirklich geteilter Meinung sein. Liebe Ingenieure und Verantwortliche von Audi: Der e-tron mag ein tolles Stück Ingenieurskunst sein, und ja, Audi ist ein Premiumhersteller, aber dieses Kunststück ist wohl eher an den Notwendigkeiten und am Bedarf der Straße vorbei, oder? Es diskreditiert eine Technologie, die durchaus das Potential hat die »Mobilität der Zukunft« zu gestalten. Mehr als schade!
Da finde ich die Ansätze von Opel mit dem Ampera-e oder dem Corsa-e praxisnäher. Oder warum nicht das Beste aus beiden Welten kombinieren, sprich Hybridtechnologie? Ich denke nicht, dass das aktuell Kaufbare das Hybridkonzept bereits ausreizt. Wenn letztlich das Auto die »Mobilität der Zukunft« sein soll…
Jeder, der sich schon einmal mit naturwissenschaftlichen Berechnungen beschäftigt hat, kennt das: Logarithmen und Potenzen sind extrem praktisch für Berechnungen, verstellen aber manchmal den Blick auf wesentliche Aspekte. Ein Paradebeispiel: Abstände in der Astronomie. Eine Astronomische Einheit, ein Lichtjahr oder ein Parsec lassen sich über Zehnerpotenzen wunderbar in Metern ausdrücken, trotzdem verliert man selbst als Naturwissenschaftler leicht den Maßstab ― schon innerhalb des Sonnensystems. Ketten von Maßstäben sind unhandlich für Berechnungen, aber viel anschaulicher.
Stellen wir uns also kurz vor, wir schneiden aus der Erde am Äquator eine Scheibe, und die wäre genau so groß wie eine bekannte Keksrolle (Durchmesser 65mm). Dann hätte die Sonne einen Durchmesser von etwas mehr als 7m ‒ ich kann also im zweiten Stock unseres Hauses nicht mehr so richtig über diese Scheibe blicken. Die Erde als Keks wäre dann etwas mehr als 760m von mir entfernt.
Ok, zu unhandlich: die Sonne ist jetzt mal so groß wie nämlicher Keks. Dann muss ich bis zur Erde nur mehr etwa 7m weit blicken, aber ich muss natürlich genauso scharf hinsehen. Sie ist mittlerweile auf 0,6mm geschrumpft: noch groß für ein Bakterium, aber die größten Vertreter dieser Spezies reichen an einen Zehntelmillimeter heran.
Schrumpfen wir weiter und machen den Erdbahndurchmesser zum Keks. Die Erde hat mit 2,8µm jetzt Bakteriengröße erreicht, die Sonne bringt es immerhin auf Stecknadelkopfgröße (0,3mm), von beiden ist Pluto aber immer noch knapp 1,3m entfernt. Zu Voyager 1, dem am weitesten entfernten menschlichen Objekt im All und immerhin seit 1977 unterwegs, sind es 4,7m. Na, das ist ja schon mal beeindruckend, aber wie weit ist es bis zum nächsten Stern (Proxima Centauri, etwa 1,3pc) unter der Annahme, er flöge in die richtige Richtung? Ok, ich verrate es: 8,7km! Na dann, gute Reise…
Unser Modell ist uns immer noch zu unhandlich, wir schrumpfen den Plutobahndurchmesser oder das Sonnensystem auf Keksgröße. Dann ist der nächste Stern nur mehr zwei Fußballfelder oder etwa 220m entfernt. Die Erde ist in diesem Maßstab bei Virengröße angekommen, die Sonne ein Bakterium, und der Erdbahndurchmesser ist 1,6mm. Zu Kepler-186f, einem erdgroßen Planeten in der habitablen Zone um einen roten Zwergstern, sind es dann knappe 26km. Auf diesem Maßstab ist das Durchmessen der Milchstraße mit knapp 9400km aber längst noch keine Wanderstrecke!
Ok, wir verkleinern weiter, der Abstand der Sonne zum nächsten Stern Proxima Centauri ist ein Keksdurchmesser. Die Erde ist dann so klein wie der kovalente Radius von Wasserstoff, aber wir wandern nur mehr 2,7km weit durch die Milchstraße!
Ist die Milchstraße der Keks, dann ist die Lokale Gruppe 2,3m groß und Laniakea knapp 190m. Allerdings wären für die Erde selbst Protonen Riesen, trotzdem ist es zum Rand des beobachtbaren Universums immer noch zwanzig Mal so weit…
Wie gesagt: Zehnerpotenzen sind praktisch, verstellen aber den Blick auf das Wesentliche. Oder anders gesagt: Wir sollten uns mal auf den Planeten konzentrieren, anstatt die Reise zu den Sternen antreten zu wollen. Der Trip könnte bei gängiger Technik, siehe Voyager 1, recht fad ausfallen, wenn man ihn denn überlebt…
PS Wer es gerne selbst rechnet, Wikipedia und Dreisatz sind Dein Freund…
allfacebook.de verdichtet den Börsenbericht von Facebook so, dass sich folgende Zahlen leicht extrahieren lassen: Im vierten Quartal 2018 hatten sie 381 Millionen MAUs (monthly active users) und 4,15 Mrd. € Umsatz in Europa gemacht, oder ins Verhältnis gesetzt: 3,63 € Umsatz pro MAU und Monat (2,43 € weltweit). Im Gegensatz dazu zahle ich „als MAU“ oder eher DAU (daily active user, die obige Zahl wäre dann 4,91 € für Europa) einen Euro pro Monat für meinen – direkt bezahlten – Emailzugang bei mailbox.org, der mir noch eine PIM, etwas Cloudspeicher mit Online-Office und XMPP – das bessere Whatsapp – böte. Kein Wunder, dass Facebook eine Umsatzrendite von über 40% ausweist. Zum Vergleich: der deutsche Mittelstand ist in den in den wissensintensiven Dienstleistungen bei etwa 15%.
Gut, der Vergleich hinkt etwas, aber soviel zum ach so kostenlosen Facebook und Whatsapp! Irgendwer wird hier betrogen, und lasst mich mal raten wer…
Zeitsprünge Heilbronn zeigt in interaktiven Vergleichen von Ansichten das Einst und Jetzt Heilbronns. Zusätzlich kommen Zeitzeugen zu Wort und es werden weitere Themen behandelt, die dem Untertitel »interaktives Projekt zur Stadtgeschichte« gerecht werden. Spannend zu sehen, nicht zur für »Zuagroaste« — danke, Joo Peter!
Spektrum.de zeigt in einem Beitrag, dass die Umweltbilanz eines E-Autos eine erschreckend komplexe Sache sein kann, selbst wenn man die Frage auf die Klimawirksamkeit eines Autos reduziert, und Themen wie Stickoxide und Feinstaub außen vor lässt.
Ein wesentlicher Aspekt kommt dabei meines Erachtens immer noch zu kurz: Es wird Zeit, dass man sich in der Diskussion darum wieder auf die Formeln des Fahrwiderstands konzentriert: Alle Beiträge außer dem Luftwiderstand sind proportional zur Fahrzeugmasse. Und hierbei geht die Entwicklung eindeutig in die falsche Richtung ― moderne und komfortable, da leise Antriebskonzepte hin oder her.
Einen spannenden Aspekt finanzieller Ungerechtigkeit hat Vince Ebert bei Spektrum.de ausgegraben: Man kann ein Gesellschaftmodell bis zur Unkenntlichkeit vereinfachen. Das zufällige Moment von Gewinn und Verlust bei einer Geldanlage reicht um die angesprochene Ungerechtigkeit zu generieren.
Sicherlich hängt das Ausmaß der Ungerechtigkeit von der Gesellschaftsform ab, die Ungerechtigkeit an sich ist aber systemimmanent. Sobald sich Werte unkontrollierbar verändern können, ist das Problem da. Und da alle Spieler in diesem einfachen Modell gleich sind, sind Intelligenz, Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit nur bedingt als Begründung geeignet für den Erfolg des einen oder den Mißerfolg des anderen.
Diese Erkenntnis finde ich gleichermaßen beruhigend wie beunruhigend, entspricht aber durchaus der Lebenserfahrung.
Patrick Beuth von Zeit Online schreibt im Artikel Die Automaten brauchen Aufsicht über ein Thema, das mit dem Vordringen von KI und Neuronalen Netzen immer präsenter wird: Die Möglichkeiten der KI-Systeme wachsen schneller als das ethisch-moralische Verständnis darüber. KI-Systeme werden funktionieren, ohne dass man so genau sagen kann, warum sie das tun, und nicht immer werden die Ergebnisse wünschenswert sein.
Nicht alle Menschen sind gut, was wohl für KI-Systeme in der Zukunft genauso gelten wird.
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